Die Bregenzer Ache war einer der attraktivsten Wildwasser-Flüsse in Vorarlberg, bis sie durch ein Kraftwerk 1979 gezähmt wurde.
Somit ist der untere Teil jedoch ein einmaliges Stehpaddel-Revier, das wenig bekannt ist.
Chris von Bergwasser kommt eigentlich aus dem Allgäu, kann aber trotzdem ein paar Geschichten von diesem mächtigem Vorarlberger Strom erzählen.
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Warum der Fluss?
Die Bregenzer Ache hat mich schon immer fasziniert. Ein großer, breiter Fluss, aber es scheint, als ob sich keiner dafür interessiert.
Auf Youtube und Co. sind die Informationen spärlich, eine SUP Tourenbeschreibung gibt’s schon gar nicht. Wie geht man also vor?
Informationsbeschaffung
Als verantwortungsbewusster Raftguide setzte ich mich erstmal aufs Fahrrad.
Ich fahre den Fluss im Frühling ab und schaue mir jede Stelle an.
Und selbst das ist nicht gerade einfach, denn es gibt neben diesem Fluss keinen offiziellen Wanderweg.
Hintergrund ist, dass früher hier eine Bahnstrecke parallel zum Fluss gelaufen ist, diese wurde aber in den 80ern eingestellt.
Erdrutsche und Unterspülungen haben einen Betrieb im Engtal der Bregenzer Ache unrentabel gemacht. Hört sich doch nach einer fantastischen Spielwiese an, oder?
Auch der Wasserstand fließt in meine Bewertung ein, Anfang des Jahres ist der natürlich tendenziell hoch, schließlich entwässert die „Bregi“ einen Teil des Lechquellengebirges, den Westteil der Allgäuer Alpen und den kompletten Bregenzer Wald. Da kommt einiges zusammen.
Also gehe ich die erste Fahrt an. Als Einstieg wähle ich den Campingplatz Doren.
Dieser befindet sich direkt unterhalb des letzten Kraftwerks der Bregenzer Ache, der Ausstieg soll vor Kennelbach bei Bregenz liegen.
Hier ist auch gleich eine Besonderheit zu nennen. Wer an der Ache den Ausstieg verpasst, der wird Bekanntschaft mit einem Wehr machen.
Und zwar handelt es sich hier um ein nicht fahrbares Wehr, bei dem Wasser zu einem Kraftwerk abgezweigt wird. Von daher ist es unerlässlich, am Pegel Kennelbach den Fluss auf der rechten Kiesbank zu verlassen!
Einfach nur Wasser
Ich bin derweil warmgepaddelt und “ready to go”. Mit meinem Partner Julian gibt’s ein letztes „High Five“ und dann geht es in Richtung nirgendwo.
Und die ersten Stellen zeigen uns gleich mal auf, wie es auf diesem Fluss zugehen wird: Wild.
Die Strömung wechselt oft zwischen dem rechts und linken Bachbett, es gibt einige Prallwände. Diese sind große Herausforderung und Spaßgarant gleichzeitig.
Wir sind froh, mit kompletter Sicherheitsausrüstung wie Helm, Schwimmweste, Pfeife, Socken, Schuhe und schwimmfähigem Paddel unterwegs zu sein. Auf eine Leash verzichten wir bewusst. Im Notfall willst du dich so schnell wie möglich vom Brett verabschieden. Besser das Brett verlieren wie das Leben!
Die Droge SUP
Wir haben also die ersten Stellen gemeistert und sind wie auf Droge. Sonne, grünes Wasser und zumeist sehr tief. Wir entdecken große Boulder, durch die man teilweise durchfahren kann, genauso wie einsame Sandstrände.
Ein echtes Paradies. Bis es sich ein fernes Rauschen immer mehr konkretisiert und klar wird: Jetzt wird’s weiß!
Ich gehe im Kopf nochmal meine Fahrradtour durch, aber ich erkenne nun nichts mehr wieder. Schnelle Entscheidung: Aussteigen oder Probieren?
Wir sehen über die Wasserkante gar nichts und wegen unseres drogenähnlichen Zustands entscheiden wir auf Go: Und wir liegen richtig!
Der rechte Kanal an der Einmündung Rottach ist mit einigen Wellen und Felsen gespickt, der erfahrene Paddler schafft es aber. Und auf den Knien geht es allemal.
Magische Welt am Fluss
Danach ist es um uns geschehen: SUP auf der Bregenzer Ache ist genial. Neben dem anspruchsvollen Paddeln kann man auch schöne Sprungstellen mit bis zu 10 Meter Höhe entdecken.
Wer die Augen offen hält, findet Spuren aus Zeiten, als die „Wälderbahn“ noch lief.
Verfallene Bahnhöfe, eingestürzte Tunnel und Brückenteile, die nur noch an ihre ehemalige Funktion erinnern.
Die Tour dauert ca. 4 Stunden netto paddeln, Pausen und Springen nicht inklusive. Mein Tipp ist, wenn ihr die „Bregi“ erleben möchtet, jemanden zu fragen, der die Tour kennt, oder eine sehr saubere Tourenplanung (Fahrrad) zu machen.
Seid nicht leichtsinnig und riskiert Mensch oder Material. Oft gibt’s hier keinen Handyempfang, es gibt keine Rettungswege und es wäre nicht der Unfall auf diesem magischen Fluss.
Chris ist hauptberuflich Canyoning Guide im Allgäu (https://canyoningallgäu.de) und führt das Unternehmen Bergwasser. Er hat Film- und Videoaufnahmen erstellt und mir diesen Artikel als Gastpost zur Verfügung gestellt.
Der Post beinhaltet keine Werbung oder Affiliate Links. Weder er noch der Betreiber der Website übernehmen Verantwortung für Touren, die ihr auf dem Fluss macht.
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